Politik erleben - Kursfahrt der Sozialkunde Leistungskurse nach Berlin

12. NOV 2022 Aktuelles

In der letzten Woche vor den Herbstferien (10.-16.10.2022) fuhren die Sozialkunde Leistungskurse von Herrn Brug und Herrn Wilhelm in Begleitung von Herrn Schulz und Frau Ibata nach Berlin.

Am Montag ging es um 8:43 Uhr mit dem Zug von Mainz aus los.Glücklicherweise hat das Umsteigen in Erfurt problemlos geklappt und so kamen wir in Berlin gegen 14:00 Uhr an. Mit der S-Bahn sind wir dann weiter zum Hostel in Charlottenburg gefahren. Dieses hat man schon von der Station aus gesehen. Mit seinen bunten Farben und Motiven ist das „Happy Go Lucky“ nicht zu übersehen. Dann hieß es erstmal warten bis zum Einchecken.

Am Nachmittag sind wir zusammen durch Berlin gelaufen. Unser begleitender Lehrer Herr Schulz hat uns viel von seinen eigenen Erinnerungen und Erfahrungen zur Mauer erzählt. Nach der Besichtigung des Check-Point-Charlie ging es weiter zur „Topografie des Terrors“, eine Ausstellung entlang der Mauer, welche über Propaganda und Terror von 1933 bis 1945 umfangreich informiert. Neben alten Zeitungsausschnitten gab es Tonbänder und Berichte von Zeitzeugen. Da diese Ausstellung sehr umfangreich war, war nur Zeit, um sich ein paar wenige Themen richtig anzusehen.

Danach sind wir dann noch im „Yarok“ – einem syrischen Restaurant - essen gegangen. Dort haben wir den Abend als Kurs ausklingen lassen, ehe wir uns in Kleingruppen aufgeteilt haben und noch etwas durch Berlin gelaufen sind.

Die meisten von uns haben an diesem Abend noch das Brandenburger Tor besucht. Dort fand in dieser Woche das „Festival of Lights“ statt, in diesem Rahmen wurde das Tor mit einer Lichtshow angestrahlt. Wir haben also die perfekte Woche abgepasst, um nach Berlin zu kommen!

Der Dienstagmorgen begann mit einem ausgiebigen Frühstück im Hostel, wo für jeden etwas dabei war. Danach sind wir zur East-Side-Gallery aufgebrochen. Diese haben wir uns in Ruhe angesehen und sind ein ganzes Stück entlang der Mauer gelaufen. Zudem haben Herr Schulz und Herr Brug uns einiges über die Mauer erzählt. Auch den altbekannten „Trabi“ der durch die Wand bricht, haben wir gefunden, wenn auch erst in einem zweiten Anlauf.

Danach ging es in die Bernauer Straße, entlang an einer Nachbildung der Mauer. Von einem Aussichtsturm aus konnten wir den nachgebauten Todesstreifen und die verschiedenen Grenzbefestigungen aus der Vogelperspektive ansehen. Ganz schön krass, dass so eine Mauer mal durch ganz Berlin ging. Schließlich sind wir dann noch zur Gedenkstätte Berliner Mauer gelaufen, wo wir uns eine Film-Dokumentation zur Mauer ansehen durften.

Nach einer kurzen Pause, in der die meisten von uns gegessen oder Kaffee getrunken haben, trafen wir uns für die Stadtrundfahrt mit „Berlin on Bike“ an der Kulturbrauerei am Prenzlauer Berg. Die Fahrradtour dauerte knapp drei Stunden und ging durch verschiedene Berliner Kieze zur  Museumsinsel, zum Stadtschloss, dem Regierungsviertel und dann - vorbei am Brandenburger-Tor und der Charité - wieder zurück. Auch hier wurden uns viele spannende Informationen mitgegeben und ein umfangreiches Bild von Berlin vermittelt.

Der Mittwoch startete entspannt, da erst am Mittag das Programm begann. Wir haben uns am Bundestag getroffen, wo wir Besucherpässe bekommen haben und unsere Taschen wie am Flughafen kontrolliert wurden. Danach mussten wir Jacken und Taschen abgeben und die Handys ausschalten, ehe wir auf der Besuchertribüne Platz nehmen konnten. Eine Stunde lang hatten wir das Vergnügen, an einer „Plenarsitzung“ teilzunehmen und in einer aktuellen Fragestunde Gesundheitsminister Karl Lauterbachs Antworten auf Fragen und Provokationen der Opposition, insbesondere der AfD, zu verfolgen. Nun einmal live zu erleben, was man sonst nur aus den Nachrichten oder dem Fernsehen kennt, war spannend und teilweise auch amüsant.

Nach der Fragestunde ging es für uns weiter zu einem Gespräch mit Manuel Höferlin, dem innenpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion und Kreisvorsitzenden aus Harxheim, der uns dankenswerterweise nach Berlin eingelanden und unsere Fahrt unterstützt hat. Zuerst erzählte uns Herr Höferlin ein wenig über sich und seinen politischen Werdegang, dann über seine vielfältige Arbeit im Bundestag und im Wahlkreis. Danach hatten wir die Chance, Fragen zu stellen. Leider war die Zeit viel zu schnell vorbei, aber Herr Höferlin erklärte sich netterweise bereit, unsere Fragen auch per E-Mail oder bei einem späteren Besuch am Gymno zu beantworten. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto ging es dann noch mit dem Aufzug hoch zur Kuppel des Reichstages. Die Aussicht war einfach nur beeindruckend. Mittagessen gab es um 16:30 Uhr im Paul-Löbe-Haus, dem Haus in dem auch die Büros der Abgeordneten untergebracht sind.

Nach dem Essen war das Pflichtprogramm für Mittwoch dann vorbei und der Kurs teilte sich auf. Einige SchülerInnen besuchten abends zusammen mit Herrn Brug und Herrn Schulz das Gorki Theater, in dem eine sehr spannende Inszenierung von Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ aufgeführt wurde, andere nutzen die freie Zeit, um sich in Kleingruppen in der Stadt umzusehen.  

Am Donnerstag ging es dann schon früh los. Bereits um 7:00 Uhr gab es Frühstück im Hostel, danach fuhren wir mit dem Zug nach Werda bei Potsdam. Von dort aus ging es in einem Morgenspaziergang bei bestem Oktoberwetter zum Einsatzführungskommando (EinFüKo) der Bundeswehr in Schwielowsee. Bevor wir allerdings in die Kaserne durften, mussten wir die Delegation des litauischen Verteidigungsministers vorbeilassen, der an diesem Tage ebenfalls zu Besuch kam. Im Pressegebäude angekommen, erhielten wir von Oberstleutnant Huhnholz eine sehr interessante Einführung in die Sicherheitspolitik und einen Überblick über die Auslandseinsätze der Bundeswehr, die alle vom Einsatzführungskommando der Bundeswehr aus koordiniert werden. Danach erzählte er uns von seinem letzten Einsatz in Litauen, wo die Bundeswehr mit Kampftruppen für die Sicherung der NATO-Ostflanke verantwortlich ist – in Zeiten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine eine gefährliche Mission. Unsere Fragen beantwortete er sehr offen, aber leider war auch hier die Zeit zu knapp, um unser großes Interesse vollständig zu stillen.

Nach dem Mittagessen in der Truppenkantine ging es zum Abschluss unseres Aufenthaltes im EinFüKo zur Gedenkstätte „Wald der Erinnerungen“. Hier findet man Andenken wie Ehrenhaine und Kreuze, die aus den Einsatzorten mit heimgebracht wurden und Stelen mit Namen der Verstorbenen und Gefallenen der Bundeswehr. Auf dem Gelände der Gedenkstätte können sich Angehörige außerdem einen Baum aussuchen und diesen für ihr verstorbenes Familienmitglied gestalten. Uns wurden hier viele Schicksale der Soldaten nahegebracht. Obwohl man hier hätte fotografieren dürfen – aufgrund der strengen Sicherheitsvorkehrungen der einzige Ort in der Kaserne, an dem das erlaubt war, – waren wir alle irgendwie so beeindruckt, dass niemand ein Foto gemacht hat.

Mit dem Bus ging es danach nach Potsdam zu den Parkanlagen von „Schloss Sanssouci“. Die Architektur der Gebäude und die riesigen Gartenanlagen waren wirklich eindrucksvoll. Den Abend verbrachten wir dann wieder in Berlin. Die meisten von uns trafen sich nach den langen Fußmärschen des Tages in einem Lokal ganz in der Nähe unseres Hostels, in dem wir dann den Tag entspannt beim Kartenspielen ausklingen ließen.

Der Freitagmorgen begann dann gemächlich mit einem späten Frühstück um 9:30 Uhr, ehe es nach Hohenschönhausen zur Führung durch das ehemalige Stasi-Gefängnis ging. Hier wurde uns klar und ungeschönt erzählt, was die Gefangenen der Staatssicherheit der DDR damals durchmachen mussten. Insbesondere der Terror durch die nächtlichen Verhöre und die permanente Einzelhaft sollten die Insassen psychisch brechen. Alles war bis ins letzte Detail durchgeplant, so auch die Architektur der Zellentrakte, um eine Begegnung mit anderen Häftlingen oder auch nur einen Hauch von Orientierung zu verhindern. 

Nach unserem aufwühlenden Besuch in Hohenschönhausen hatten wir etwas Zeit, all die Informationen und Emotionen zu verarbeiten. Erst am frühen Abend ging es mit unserem letztem offiziellem Programmpunkt weiter, einer Führung durch die Berliner Unterwelten. Wir hatten Tour 3 gebucht, die uns durch Atombunker aus Zeiten des Kalten Krieges führte. Auch hier war die Stimmung eher beklemmend. Die Vorstellung, mehrere Tage in diesen Bunkern zu sitzen und um sein Leben zu bangen, sorgte für Gänsehaut, zumal das Ganze durch Bezug auf die heutige politische Situation – den Krieg in der Ukraine und die russischen Drohungen Atomwaffen einzusetzen – noch greifbarer wurde.

Der Freitagabend klang dann für die meisten von uns im Hostel aus, da wir durch das vielseitige aber auch anstrengende Programm der Woche alle etwas platt waren. Den Samstag hatten wir alle als Tag der Erholung zur freien Verfügung und dementsprechend unterschiedlich sah unsere Freizeitgestaltung aus. Am Sonntagmorgen ging es dann mit dem Zug wieder zurück nach Nieder-Olm.

Unsere Berlinfahrt war ein voller Erfolg, der uns allen in guter Erinnerung bleiben wird. Wir haben nicht nur unfassbar viel von der Stadt gesehen, sondern auch viel gelernt und mitgenommen und Eindrücke gesammelt, die nicht jeder bekommt. Der Kurs 13 SK LK2 bedankt sich bei Herrn Schulz, aber vor allem bei Herrn Brug für die gute Organisation, das spannende Programm und die Möglichkeit, – trotz Ferienbeginn – noch das Wochenende in Berlin zu verbringen!

Text: Hannah Anselmann

Fotos: Mathias Brug


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